Mit freundlicher Genehmigung von SCHLOSSBLICK - Das Magazin für Heidenheim
Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr setzt sich die Kreisverkehrswacht ein. Eine der bekanntesten Aktionen ist der Übungsplatz in den Seewiesen, bei dem Dritt- und Viertklässler praxisnah das Radfahren üben können.
Besonders schwierig sei das Linksabbiegen, hat Uwe Barth festgestellt. Der Polizist ist heute auf dem Verkehrsübungsplatz an der Seewiesenbrücke im Einsatz und übt mit seinen Schützlingen an einer der aufgemalten Kreuzungen. „Hier müssen die Kinder ganze acht Punkte gleichzeitig beachten. Viele Wiederholungen sind dann von Vorteil“, erklärt Uwe Barth, der auch beobachtet hat, dass viele Kinder dabei Probleme haben, das Gleichgewicht zu halten.
Umso wichtiger ist der Verkehrsübungsplatz, der in Heidenheim von der Kreisverkehrswacht betrieben wird. „Bereits seit 1953 gibt es den Verein in Heidenheim, der heute rund 120 Mitglieder zählt“, sagt Barbara Wiedmann, die Geschäftsführerin der Kreisverkehrswacht Heidenheim. Deutschlandweit kümmern sich insgesamt 630 Verkehrswachten, die in 16 Landverbänden und auf Bundesebene in der Deutschen Verkehrswacht organisiert sind, um die Sicherheit im Straßenverkehr.
Die Aktionen reichen von den bekannten Bannern „Schule hat begonnen“, die gerade wieder häufig zu sehen sind, über Stände mit Simulatoren bei Veranstaltungen wie Oldtimertagen oder dem Motorradfrühling bis hin zu Fahrsicherheitstrainings für jedermann. „Hier nutzen wir einen mobilen Parcours bei einem Heidenheimer Autohaus. Speziell zertifizierte Fahrlehrer geben dann sechs Stunden lang praktische Tipps für Menschen, die beruflich fahren, aber auch für Fahranfänger oder Wenigfahrer, die mehr Sicherheit bekommen möchten“, beschreibt Barbara Wiedmann das Angebot.
Am bekanntesten ist aber der Verkehrsübungsplatz an der Seewiesenbrücke. „Wir als Kreisverkehrswacht betreiben den Platz und stellen das gesamte Equipment einschließlich der Fahrräder. Das Personal kommt von der Polizei“, erläutert Barbara Wiedmann die Aufgabenteilung. Übungsplätze dieser Art gebe es außer in Heidenheim noch in Giengen, Nattheim und Sontheim, ergänzt sie, dort allerdings nicht fest installiert, sondern als mobile Anlage nach dem Motto „Kurze Beine, kurze Wege“. Die Kosten werden über eine Umlage an die jeweiligen Schulträger verteilt.
Über 1000 Schülerinnen und Schüler kommen jedes Jahr in den Genuss der praktischen Ausbildung auf dem Übungsplatz
Bis zu drei Schulklassen werden an einem Tag von den Polizeibeamten betreut. Was die Schüler im Unterricht theoretisch gelernt haben, wird ihnen auf dem Übungsplatz in der Praxis beigebracht: das richtige und regelkonforme Radfahren. Und das ist für viele Kinder gar nicht so einfach. Viele haben gar kein Fahrrad zuhause und sitzen selten auf dem Sattel. Dieses neue Gefühl ist nicht selten gepaart mit großer Unsicherheit. „Entscheidend ist das Vorbild der Eltern“, sagt der Beamte und stellt fest, dass die Pandemie die Situation deutlich verschlechtert habe. Manche Kinder seien mit dem Fahrrad unsicher: „Viele können gar nicht mehr Rad fahren. Sie haben es von ihren Eltern nie gelernt. Stadtkinder haben oft gar kein Fahrrad mehr.“
Da man niemanden ausgrenzen wolle, habe die Kreisverkehrswacht mittlerweile Laufräder angeschafft, mit denen Kinder das Gleichgewicht zu halten trainieren. Damit habe man schon Erfolge erzielt, erklärt der Beamte. Man könne sich aber bei einer Klassenstärke von 16 bis 26 Kindern nur am Rande Zeit nehmen, manchen das Radfahren beizubringen.
Es gibt also viel zu tun für Polizeihauptkommissar Uwe Barth und seinen Kollegen Martin Guata, seines Zeichens Polizeihauptmeister. Seit fünf Jahren sind die beiden schon für die Verkehrsschule tätig und können inzwischen auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken. Rund 1 300 Schülerinnen und Schüler aus über 60 Klassen werden von den beiden Polizisten in den Monaten zwischen März und den Sommerferien alljährlich in den Radfahrkursen betreut und beaufsichtigt.
„Da gibt’s große Unterschiede“, sagt denn auch Uwe Barth, der mit seinem Kollegen die Aktivitäten der Dritt- oder Viertklässler im Auge hat, heute 22 Kinder der 4a der Schnaitheimer Hirscheckschule mit gelben Sicherheitswesten ausstattet und ihnen ein Fahrrad und einen passenden Helm bereitstellt.
Und dann geht’s auch schon nach einer kurzen Vorbesprechung auf die einer richtigen Verkehrssituation angepasste Strecke in den Seewiesen. Hier müssen sich die Kinder auf den schmalen Sträßchen mit einer Menge Verkehrszeichen zurecht finden und möglichst die Verkehrsregeln einhalten. „Das ist eine echte Herausforderung für die Jungen und Mädchen“, betont Markus Guata. Insgesamt sechs Stunden dauert der praktische Unterricht.
Uwe Barth, einer der drei Polizeibeamten, die sich im Kreis Heidenheim um die Radfahrausbildung von Grundschülern kümmern, bestätigt, dass sich die meisten Schüler sehr um die Radfahrausbildung bemühen, weil das doch ein Stück Selbstständigkeit mit sich bringt. Danach wartet auf die Teilnehmer der „Fahrrad-Führerschein“, den es aber nur dann gibt, wenn der Teilnehmer oder die Teilnehmerin die beaufsichtigenden Polizeibeamten auch wirklich von ihrem Können überzeugt haben.
Auch die Eltern sind gefordert, ihre Kinder fit für den Straßenverkehr zu machen
Neben den besonders erfolgreichen Absolventen, die sich außer über den Führerschein auch über einen Wimpel der Verkehrswacht freuen dürfen, gibt es nach der Ausbildung immer wieder auch Kinder, die noch Übungsbedarf haben. Sie erhalten zwar den Führerschein, auf dem aber nur vermerkt ist, dass sie teilgenommen haben. Außerdem geht eine Mitteilung an die Eltern, dass noch Förderbedarf besteht und sich das Kind nicht sicher mit dem Fahrrad im Straßenverkehr zurechtfindet. Idealerweise nehmen die Eltern dann mit ihren Kindern an einem weiteren Kurs teil. Uwe Barth: „Es ist uns ein echtes Anliegen, dass alle Kinder gesund durch den Straßenverkehr kommen.“ np/or